Das Konzept des Rollenstresses

24.07.2019 | Allgemein

Es gibt viele verschiedene Ansätze die erklären, wieso es zur Entstehung von Stress kommt. Unzählige Theorien, die eine Erklärung liefern wollen, was in einem Menschen passiert und wieso es zu einer solchen Empfindung kommt. Ein Modell, dass die Entstehung von Stress zu erklären versucht, ist die Theorie zum Rollenstress von Kahn. Hiernach kann es zu verschiedenen Rollenkonflikten kommen, die Stress als Folge mit sich ziehen.

Was ist eine Rolle?

Allgemein kann man sagen, dass eine Rolle die Summe bestimmter Verhaltensmuster ist, die von einer Person erwartet werden, beziehungsweise die eine Person an sich selbst stellt. Um dies an einem simplen Beispiel zu verdeutlichen, schauen wir uns den Beruf eines Verkäufers oder einer Verkäuferin an. Wir haben bestimmte Erwartungen an die Person in ihrer Rolle als Verkäufer oder Verkäuferin. Wir erwarten, dass die Person freundlich zu uns ist, uns berät und bei Fragen helfen kann. Menschen können viele verschiedene Rollen haben. So kann eine Frau morgens am Frühstückstisch noch die Mutterrolle haben und fürsorglich das Frühstück für ihre Kinder vorbereiten. Später beim Job schlüpft sie in die Rolle einer Top-Managerin.

Wie kommt es zum Rollenstress?

Das Konzept von Kahn beschreibt sogenannte Rollenkonflikte, die entstehen können, wenn es zu unvereinbaren Rollenanforderungen kommt oder inkonsistente Informationen vermittelt werden. Durch verschiedene Anforderungen, die eine Person erhält, entsteht eine kognitive Dissonanz, da verschiedene Informationen nicht mehr miteinander vereinbar sind. Um diese Dissonanz zu reduzieren und Konsistenz zu erzeugen, versuchen Personen eine der Alternativen oder Ansprüche abzuwerten. Doch nicht nur inkonsistente Informationen oder Anforderungen können ein Auslöser des Stressempfindens sein. Rollenbezogene Anforderungen, Rollenambiguität und Überforderung sind ebenso Faktoren, die zu einer Stressreaktion führen.

Vier Formen des Rollenkonflikts

Es gibt nach Kahn vier verschiedene Rollenkonflikte, die der Auslöser für Stress sein können. Den Inter-Sender-Konflikt, den Intra-Sender-Konflikt, den Inter-Rollen-Konflikt und den Person-Rollen-Konflikt.

Inter-Sender-Konflikt

Hierunter versteht man, dass es zwei verschiedene Rollensender gibt, die verschiedene Anforderungen an einen Rollenträger stellen. Diese lassen sich außerdem nicht miteinander vereinbaren. Das ist im Alltag nichts Ungewöhnliches, so sind viele Menschen tagtäglich mit solchen Situationen konfrontiert.

Um das an einem Beispiel deutlich zu machen, kann man sich eine Verkäuferin vorstellen, die von ihrem Chef den Auftrag bekommen hat, die letzten Regale noch vollständig einzuräumen. Der Feierabend ist in Sicht und die Verkäuferin muss sich beeilen. Der Chef ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Verkäuferin vorher nicht nach Hause gehen darf. Kurz vor Ladenschluss, kommt ein Kunde, der eine ausführliche Beratung erwartet und darauf besteht, dass die Verkäuferin sich die letzten Minuten ausschließlich auf ihn konzentriert. Es wird deutlich, dass die Verkäuferin in einen Konflikt kommt. Sie muss die ihr aufgetragenen Arbeiten noch erledigen, muss aber auch ihren Kunden ordnungsgemäß beraten, damit dieser auch wiederkommt.

Intra-Sender-Konflikt

Hierbei gibt es nur einen Rollensender, der aber verschiedene, widersprüchliche Anforderungen an den Rollenträger stellt. Auch hier kann wieder Bezug zur Verkäuferin genommen werden, die von ihrem Vorgesetzten den Auftrag erhalten hat, die Regale rechtzeitig einzuräumen. Der Vorgesetzte betont die Wichtigkeit. Als der Vorgesetzte sieht, dass die Verkäuferin sich ihrer Aufgabe widmet und den Kunden, der in den Laden gekommen ist, nicht bemerkt, wird der Vorgesetzte wütend, denn er ist der Meinung, dass Kunden die höchste Priorität haben. Wieder kann diese Situation zu einem Stressempfinden führen.

Inter-Rollen-Konflikt

Beim Inter-Rollen-Konflikt geht es darum, das ein einzelner Rollenträger verschiedene Rollen ausführen muss, die nicht miteinander vereinbar sind. Unsere Verkäuferin, die jetzt Überstunden machen muss, um die Regale fertig einzuräumen, erhält einen Anruf der Kindergärtnerin. Diese weist die Verkäuferin darauf hin, dass diese sofort kommen solle, um ihren Sohn abzuholen, da dieser bereits auf sie warte. Hier überschneiden sich die Rolle der Verkäuferin und die Mutterrolle und können eine gewisse Dissonanz auslösen, mit Stressfolgen.

Intra-Rollen-Konflikt

Hier gibt es weder verschiedene Rollensender noch unvereinbare Rollen, hier steht die Unvereinbarkeit zwischen den Rollenanforderungen und den Wertevorstellungen einer Person im Vordergrund. Für die Verkäuferin hat die Zufriedenheit der Kunden äußerste Priorität, sie möchte einem Kunden keine unnötigen Produkte verkaufen, trotzdem wird von ihr verlangt, dass sie so viele Verkaufszahlen wie möglich schreibt, um ihren Job nicht zu verlieren.

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1 Kommentar

  1. Kampa

    Habe das Wort Rollenstress in einer historischen Monografie gefunden, also ganz woanders. Was Sie schreiben, ist sehr hilfreich, werde ich mir später noch genauer durchlesen. Man ist sofort nach Anklicken beim richtigen Artikel, keine lange Binnensuche in der Website, erst recht keine Produktwerbung.
    Super also, und vielen Dank!

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